6.5 Salutogenese und Coping

Website: iLearn - Lernmanagementsystem der Hochschule Deggendorf
Kurs: vhb Demo: SEPCare 2. Spiritual Care – Emergency Care – Palliative Care 2
Buch: 6.5 Salutogenese und Coping
Gedruckt von: Gast
Datum: Freitag, 3. Mai 2024, 14:17

Das Modell der Salutogenese von Aaron Antonovsky

Salutogenese ist die Wissenschaft von der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit. Somit ist sie das Gegenstück zur Pathogenese, welche die Entstehung von Krankheit beschreibt.

Das Wort kommt
von lateinisch salus: Gesundheit, Glück, Wohlergehen
und griechisch genesis: Entstehung




1. Was bedeutet Kohärenz?

Der Ansatz der Salutogenese wurde von Aaron Antonovsky (1923-1994) entwickelt. Bedeutsam waren für ihn besonders Studien mit jüdischen Frauen, die während der NS-Zeit in Konzentrationslagern waren. 1970, als diese Ereignisse also 25 Jahre und mehr zurücklagen, führte er diese durch. Statt sich auf die Probleme in der Bewältigung dieser erschütternden Erfahrungen zu konzentrieren, richtete er den Blick auf die Ressourcen: Was befähigte 29% der Frauen dazu, dies gut zu verarbeiten?

Lesen Sie dazu einen autobiographischen Text von Aaron Antonovsky: „Meine Odyssee als Stressforscher“

📖 Antonovsky 1993

✏️Lerntagebuch

Erarbeiten Sie sich daran:
Was meint „Kohärenz-Gefühl“ (sense of coherence)?
Welche Komponenten sind zentral?

Halten Sie dies in Ihrem Lerntagebuch fest.

✏️Quiz

Testen Sie sich.

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2. Coping-Strategien

Coping (von engl. to cope: zu Recht kommen mit)

kann im Deutschen mit „Verarbeitung“ oder „Bewältigung“ übersetzt werden. Streng genommen handelt es sich um einen Bewältigungsversuch mit mehr oder minder gelungenem Bewältigungsergebnis. Coping ist also ein Prozess in mehreren Schritten angesichts einer neu auftretenden Belastung (z.B. Erkrankung, Verlustereignis, Naturkatastrophe).

Das deutsche Wort „Bewältigung“ erinnert an „Gewalt“ und „Kraft“, die angesichts von Belastungen oft fehlt, vor allem zu Anfang. Wir sagen dann, dass wir angesichts der Belastung „in die Knie gehen“, dass sie „zu schwer für uns ist“, dass wir uns überfordert fühlen.

Deshalb schließt Coping immer auch den Umgang mit der eigenen Verletzlichkeit und der Verletzlichkeit anderer, mit der Suche nach den eigenen Ressourcen und den Ressourcen anderer ein. Kinder sind beispielsweise besonders vulnerabel, was Traumatisierungen angeht. In Situationen wie Krieg, Terrorismus und Vertreibung sind sie auf die Hilfe Erwachsener angewiesen, die häufig selbst überfordert sind und eine Unterstützung ihres Copings („Empowerment“) benötigen.

Lesen Sie zur Vulnerabilität einen kurzen Artikel:

📖 Hilpert 2020


Anregungen finden Sie in Modul 5, Buch 5: Sinnkrisen und spirituelle Krisen..

💡 Vertiefung

Ausführliche Hinweise zum religiösen und spirituellen Coping finden Sie in vhb:

SEPCare 1. Spiritual Care – Emergency Care – Palliative Care 1,  Modul 2: Schmerz, Kapitel 4.


Viele Beispiele, wie Religion und Spiritualität Last oder Ressource im Umgang mit Herausforderungen des Lebens sind, sowie Empfehlungen, wie die Ressourcenqualität gefördert werden kann, finden Sie in unserem Kurs

ReSpirCare. Religiöse und Spirituelle Ressourcen in der Traumaverarbeitung nach Flucht und Migration, Kapitel 5 und 6. Er ist als open vhb - Kurs kostenlos zugänglich unter: https://open.vhb.org/

3. Gender-Differenzen

Die salutogenen Ressourcen Religion und Spiritualität sind offen für alle Geschlechter. Es zeigen sich aber spezifische Belastungen und Potenziale bei Frauen und Männern.

Dazu erste Hinweise:

📖 Maidl 2020