Passau, 6.30 Uhr, mitteleuropäische Sommerzeit, der Wecker läutet: Aufstehen.Der digitale Terminkalender im Smartphone zeigt an, Teambesprechung der Filialleitermeiner Firma in München. Was anziehen? Ein Blick auf die Wetter-App: München, 19°C und Schauer möglich! Auf einem Satellitenbild sind dicke Regenwolken am Radar zu erkennen. Der Schirm muss mit...
...Einsteigen ins Auto. Noch schnell die Adresse des Treffpunktes ins Navigationsgeräteingeben. Endlich GPS-Empfang. Schnellste Route oder kürzeste Route? Das Navigationsgerät informiert auf einer Straßenkarte über eine Baustelle auf der Autobahn A3 und stockendem Verkehr. Also kürzeste Route und den Stau umfahren. Los geht’s!
In der Teambesprechung sitzen alle Filialleiter meiner Firma. Der Vorstandsvorsitzendespricht über die Kundenstruktur an jedem Standort und wie sie verbessert werden kann. Auf einer interaktiven Karte präsentiert er das Einzugsgebiet der jeweiligen Filialen und zeigt, wo die Kunden wohnen; auch für Passau. Ich bin gespannt. In Österreich haben wir ziemlich viele Kunden, in Deutschland sowieso, aber Tschechien erscheint als weißer Fleck in der Karte. Ich merke mir: die nächste Werbeaktion findet in Tschechien statt.Nach der Teambesprechung geht es mit Kollegen zum Mittagessen. Aber wohin?Auf dem Smartphone lasse ich mir meinen Standort und Restaurants in der Umgebung anzeigen. Wir einigen uns auf einen Italiener, der eine sehr gute Kundenbewertung hat. Das Smartphone führt uns dorthin. Nach dem Essen will ich noch München erkunden. Dafür habe ich mir eine GPS-Tour und einen Geocache auf mein GPS-Gerät geladen. Ich finde den Schatz im Englischen Gartenund mache noch ein Foto davon mit der GPS-Kamera, als Beweis.
Zuhause angekommen, endlich aufs Sofa legen, Füße ausstrecken und fernsehen.In den Nachrichten wird von einer Schiffshavarie in der Nordsee berichtet. Bei Google Earth sieht man, dass die Unglücksstelle nicht weit vom Naturschutzgebiet entfernt ist. Hoffentlich breitet sich der Ölteppich, den man auf einem aktuellen Luftbild sieht, nicht in diese Richtung aus. Im Wetterbericht wird zuerst ein aktuelles Satellitenbild von Nordamerika gezeigt. Dort bewegt sich ein riesiger Hurrikan auf die Küste Floridas zu. Ich denke: Gut, dass so etwas nicht bei uns vorkommt! In Passau gibt es morgen endlich wieder Sonnenschein.
Die häufige Einschätzung, dass ca. 80 bis 90% aller entscheidungsrelevanten Daten einen Raumbezug haben (vgl. u.a. Huxhold 1991 / Ehlers & Schiewe 2012), ist mit dem genannten Beispiel leicht nachvollziehbar: Geoinformationen sind zu einem festen und zentralen Bestandteil unseres Tagesablaufs geworden.
Entsprechend gefragt sind Techniken, die Informationen raumbezogen für die unterschiedlichsten Nutzergruppen aufbereiten können. Hier hat es die Disziplin der Geoinformatik längst geschafft, über das wissenschaftliche und behördliche Umfeld hinaus Eingang in Beruf und Alltag zu finden. Mit der stetigen Ausbreitung von mobilen Endgeräten wie Smartphones, Tabelt-PCs oder Smartwatches sowie neuen Desktop-Funktionen, wird sich dieser Trend in Zukunft weiter fortsetzen. So werden Geoinformationen künftig als zentrale Ressource unserer Gesellschaft begriffen und Geoinformationssysteme als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts gefeiert. Entsprechend wichtig und spannend ist es zu verstehen, wie diese Systeme funktionieren, welche Techniken verwendet werden und welche vielfältigen Möglichkeiten sich mit der Technik ergeben.