Sexualisierte Gewalt - Macht, Kontrolle und ihre tiefen Spuren
Sexualisierte Gewalt bezeichnet jede Form von Gewalt, bei der sexuelle Handlungen zur Ausübung von Macht und Kontrolle missbraucht werden. Dabei steht nicht die Sexualität im Vordergrund, sondern der Versuch, durch Übergriffe Dominanz auszuüben.
Die Folgen für die Betroffenen sind oft tiefgreifend – körperlich wie seelisch – und können ein Leben lang nachwirken. Spezialisierte Beratungsstellen und Hilfsorganisationen bieten rechtliche, psychologische und emotionale Unterstützung, um den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu erleichtern.
Zahlen belegen: Besonders häufig findet sexualisierte Gewalt in Partnerschaften statt. Frauen und Kinder sind besonders betroffen – doch auch Männer können Opfer werden. Dies bleibt allerdings vielfach unsichtbar, da gesellschaftliche Tabus und Scham eine offene Auseinandersetzung erschweren.
Deshalb sind umfassende Aufklärung und gezielte Prävention entscheidend – nicht nur, um Schutz zu stärken, sondern auch, um Betroffenen Gehör und Hilfe zu verschaffen.
„Es war doch nur ein Missverständnis?“ – Warum sexualisierte Gewalt kein Einzelfall ist
Lena* sitzt in der U-Bahn, als ein Mann sich dicht neben sie stellt, obwohl genügend Platz ist. Er kommentiert ihr Aussehen, versucht, sie zu berühren. Sie steht auf, geht weg – doch das Gefühl bleibt: Scham, Angst, Wut. Am nächsten Tag geht sie trotzdem zur Arbeit, als wäre nichts gewesen. So wie viele andere auch.
Sexualisierte Gewalt beginnt nicht erst bei einer Vergewaltigung. Sie zeigt sich oft im Alltag – durch übergriffige Kommentare, unerwünschte Berührungen, Ausnutzung von Abhängigkeiten oder Machtverhältnissen. Dabei geht es nicht um Sexualität, sondern um Kontrolle und Macht. Und sie hinterlässt Spuren.
Die Folgen für Betroffene sind tiefgreifend: Angststörungen, Schlafprobleme, ein erschüttertes Selbstwertgefühl, psychosomatische Beschwerden – viele leiden jahrelang. Manche entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), verlieren das Vertrauen in ihr Umfeld oder ziehen sich sozial zurück. Nicht selten sind die Auswirkungen auch beruflich oder familiär spürbar.
Doch das Schweigen schützt die Täter – nicht die Opfer.
Deshalb braucht es uns alle:
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Hinschauen statt wegsehen.
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Betroffenen glauben und sie ernst nehmen.
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Grenzüberschreitungen klar benennen.
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Initiativen und Hilfsangebote unterstützen.
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Strukturen hinterfragen, die solche Übergriffe ermöglichen oder verharmlosen.
Sexualisierte Gewalt ist kein Frauenproblem – sie ist ein gesellschaftliches Problem. Und sie betrifft uns alle.
Also: Worauf warten Sie noch? Werden Sie aktiv
*Name geändert. Beispiel basiert auf realen Erfahrungsberichten
„War doch nur ein Kompliment, oder?“ – Sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz erkennen und benennen
Julia arbeitet seit sechs Monaten in einem mittelständischen Unternehmen. Schon beim Vorstellungsgespräch kommentierte der Abteilungsleiter ihr Aussehen. Im Arbeitsalltag nennt er sie „Sonnenschein“, steht auffallend nah, macht anzügliche Witze und „streift aus Versehen“ ihre Schulter. Wenn sie sich distanziert zeigt, heißt es, sie sei empfindlich oder humorlos.
Sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz ist kein Einzelfall – sie kann jede und jeden treffen, betrifft jedoch überdurchschnittlich häufig Frauen. Sie äußert sich durch unangemessene Bemerkungen, aufdringliche Blicke, unerwünschte Berührungen oder die Androhung beruflicher Nachteile bei Zurückweisung.
Die Folgen für Betroffene sind gravierend: psychischer Stress, Leistungsabfall, innere Kündigung, Angst, Depressionen oder sogar der Jobwechsel. Betroffene fühlen sich oft isoliert oder schämen sich, über das Erlebte zu sprechen – aus Angst, nicht ernst genommen zu werden oder die eigene Karriere zu gefährden.
Dabei ist klar:
Sexualisierte Gewalt ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Verletzung persönlicher Grenzen und gesetzlich verboten.
Was wir alle tun können:
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Wachsam sein – und nicht schweigen, wenn Kolleg*innen betroffen sind.
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Betroffene ernst nehmen und unterstützen.
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Klare Beschwerdewege und Ansprechpersonen im Unternehmen etablieren.
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Führungskräfte sensibilisieren und verpflichten.
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Eine Unternehmenskultur fördern, in der Respekt selbstverständlich ist.
Jede Organisation trägt Verantwortung. Jeder Mensch hat ein Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz.
Sexualisierte Gewalt darf keinen Platz im Berufsleben haben – nirgendwo.
Also: Worauf warten Sie noch? Machen Sie den Unterschied!
"Unsichtbare Hürden – Sexualisierte Gewalt in der Wissenschaft"
In der Vorlesung, auf Konferenzen oder beim Forschungsaufenthalt im Ausland – viele Frauen in der Wissenschaft erleben sexualisierte Gewalt oder grenzüberschreitendes Verhalten. Häufig bleibt das Erlebte unausgesprochen, aus Angst vor Konsequenzen für die Karriere, fehlenden Ansprechpersonen oder der Vorstellung, dass „man das eben aushalten muss, um weiterzukommen“.
Sexualisierte Gewalt in wissenschaftlichen Kontexten hat viele Gesichter: abwertende Kommentare, anzügliche Einladungen durch Vorgesetzte, unerwünschte Nähe in einem Machtgefälle – und immer wieder Schweigen im Kollegium. Gerade in hierarchischen Strukturen, in denen oft Abhängigkeiten zwischen Promovierenden und Betreuenden bestehen, fehlt Betroffenen der sichere Raum, um Übergriffe zu thematisieren.
Die Folgen sind massiv: Frauen ziehen sich aus bestimmten Fachbereichen zurück, brechen Karrieren ab oder meiden internationale Kooperationen – nicht aus Desinteresse, sondern aus Selbstschutz. So entstehen stille Ausschlüsse aus Forschung und Wissenschaft – und der Verlust von Vielfalt, Ideen und Talenten.
Was es jetzt braucht:
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Verbindliche Schutzkonzepte und klare Anlaufstellen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen
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Unabhängige Beschwerdestrukturen, die Machtasymmetrien berücksichtigen
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Aufklärung, Schulungen und Sensibilisierung auf allen Karrierestufen
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Mutige Solidarität und aktive Unterstützung für Betroffene
Wissenschaft lebt von Freiheit und Fairness – sexualisierte Gewalt ist ihr Gegenteil!
„Nicht wegsehen – handeln bei sexualisierter Gewalt“
Sexualisierte Gewalt kann überall vorkommen – im Alltag, am Arbeitsplatz, in der Universität oder im privaten Umfeld. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie Sie reagieren können – ob Sie selbst betroffen sind oder eine solche Situation beobachten. Denn Schweigen schützt die Falschen.
Wenn Sie selbst betroffen sind:
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Sie tragen keine Schuld. Die Verantwortung liegt immer bei der Person, die übergriffig wurde – niemals bei Ihnen.
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Sprechen Sie mit jemandem, dem Sie vertrauen. Ob Freundin, Kollegin oder Familienmitglied – über das Erlebte zu reden, kann entlasten.
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Holen Sie sich professionelle Hilfe. Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ (08000 116 016) oder spezialisierte Beratungsstellen beraten anonym, kostenlos und vertraulich.
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Dokumentieren Sie den Vorfall. Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Ort und beteiligte Personen – das kann später hilfreich sein.
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Denken Sie über eine Anzeige nach. Es ist Ihr gutes Recht, Anzeige zu erstatten – ob Sie diesen Schritt gehen, entscheiden allein Sie. Auch hier bieten Beratungsstellen Unterstützung.
Wenn Sie sexualisierte Gewalt beobachten:
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Zeigen Sie Zivilcourage. Sprechen Sie die betroffene Person an: „Geht es Ihnen gut? Ich habe das gesehen.“
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Holen Sie Hilfe. Sprechen Sie Umstehende an, wenden Sie sich an Sicherheitsdienste oder rufen Sie in akuten Fällen die Polizei.
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Stellen Sie sich klar gegen das Verhalten – nicht gegen das Opfer. Fragen wie „Warum haben Sie nicht reagiert?“ oder „Was hatten Sie an?“ sind unangemessen und verletzend.
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Bieten Sie Unterstützung an. Auch Zuhören oder das Begleiten zu einer Beratungsstelle ist wertvoll.
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Thematisieren Sie das Thema. Ob im Kolleg*innenkreis, in der Familie oder im Verein – je sichtbarer sexualisierte Gewalt ist, desto besser kann sie bekämpft werden.
Sexualisierte Gewalt ist kein Randproblem – sie geht uns alle an. Ihre Stimme, Ihr Handeln, Ihre Solidarität machen einen Unterschied.
Also: Worauf warten Sie noch? Werden Sie aktiv!!
Weiterführende Informationen: