3. Einführung: Zuordnung der Begriffe
Um uns dem Thema „Organisation“ zu nähern, wollen wir uns zunächst eine einheitliche Haltung aufbauen. Dafür gilt es Begrifflichkeiten zu erläutern, theoretische Erklärungsansätze kennen zu lernen und ein gemeinsames Verständnis für die Chancen, Möglichkeiten, aber auch Grenzen von Organisationen zu entwickeln.
Organisationen sind ein Instrument, um die Bedürfnisse von Menschen zu erfüllen. Und um dies erfolgreich bewerkstelligen zu können, müssen Organisationen auch Leistungen innerhalb der Organisation organisieren. Hier meint „organisieren“, dass Regelungen, Prozesse, Abläufe so zu gestalten sind, dass diese Arbeitsabläufe und Prozesse optimal und u.a. robust ineinandergreifen. In diesem Zusammenhang steht „robust“ für das Erfordernis, das gleiche Arbeitsergebnis wiederholbar und fehlerfrei darstellen zu können.
Was ist nun eine Organisation?
Die Vielzahl unterschiedlicher Definitionen mag hierbei zur Verwirrung beitragen. Daher bieten wir Ihnen einen ausgewählten Ansatz, die zu einem gemeinsamen Verständnis beitragen soll, wobei wir aus Vereinfachungsgründen auf eine Unterscheidung zwischen gewinnorientierten und non-profit Organisationen verzichten.
Definition: Was ist eine Organisation?Eine Organisation ist eine Zusammenstellung von Menschen und Ressourcen, die auf geplante Art und Weise zusammenarbeiten, um bestimmte strategische Ziele zu erreichen. Eine Organisation kann stark strukturiert sein, wie ein Unternehmen oder eine Firma im privaten oder öffentlichen Sektor, oder eine Vereinigung, die nicht auf Gewinnstreben ausgerichtet ist. (https://www.onpulson.de/lexikon/organisation/; abgerufen am 21.08.2021)
Wofür brauchen wir Organisationen?
In Organisationen wird das Zusammenspiel zwischen Menschen und Ressourcen abgebildet. So verfolgt eine Organisation, z.B. zur Produktion von Gütern oder Dienstleistungen, den Zweck, dafür erforderliche Prozesse optimal zu gestalten. Hierbei kann eine Organisation aufgrund ihrer Größe und der Anzahl ihrer Mitarbeitenden gebündelt oft mehr bewirken, als ein einzelnes Individuum.
Organisationen liegt damit eine Arbeitsteilung zu Grunde. Mitarbeitende werden entsprechend ihrer individuellen Kompetenzen, Fähigkeiten und Kenntnisse in, mitunter auch kleinteiligen, Arbeitsprozessen eingesetzt. Gerade in Organisation mit einer größeren Anzahl an Beschäftigten sind unterschiedliche Kompetenzen der Mitarbeitenden vorzufinden, die durch ihre speziellen Fähigkeiten die Organisation bereichern.
Mitarbeitende einer Organisation befinden sich demnach in einer Tauschsituation. Sie handeln im Tausch gegen eine Vergütung für Ihre Tätigkeit im Interesse der Organisation.
Weiter unterliegen Organisationen externen Einflüssen, denen sie Rechnung tragen müssen. Diese können ökonomische, politische oder auch soziale Faktoren betreffen. Hiermit werden auch Trends und Veränderungen der Märkte und damit auch des Nachfrageverhaltens inkludiert. Diese sozioökonomischen Aspekte haben einen nachhaltigen Einfluss auf organisationsrelevante Entscheidungen.
Ferner liegt es im Interesse der Organisationen ihre Transaktionskosten zu minimieren. Transaktionskosten betreffen den Austausch von Gütern oder Dienstleistungen zwischen Akteuren. Ziel einer Organisation ist es, die hierbei entstehenden Kosten so gering wie möglich zu halten und stattdessen prozessorientiert und effektiv zu arbeiten.
Welche organisationstheoretischen Ansätze liegen Organisationen zu Grunde?
Allen organisationstheoretischen Ansätzen ist gemein, dass sie Strukturen und Muster innerhalb von Organisationen erkennen und bewerten wollen. Damit liefern sie Erklärungsansätze, die zu einem Verständnis von Organisationen und deren Handlungen führen können. Eine einzige Organisationstheorie gibt es hierbei nicht! Je nach Betrachtung und Perspektive liefern unterschiedliche Theorien Hinweise auf die Funktionsweise innerhalb einer Organisation.
Weiterführende Erläuterungen zu den Entwicklungen der Organisationstheorien finden Sie beispielsweise hier:Kieser, Alfred; Ebers, Mark, (Hrsg.), 8. Auflage, Stuttgart 2019
Systemtheoretische Perspektive
Der systemtheoretische Ansatz geht davon aus, dass ein System nicht nur aus einzelnen Elementen besteht, vielmehr betrachtet er die Verflechtungen und Beziehen der einzelnen Elemente zu- bzw. miteinander.
Die Überlegungen der Systemtheorie reichen bis ins 20. Jahrhundert zurück und erfahren eine permanente Weiterentwicklung. Auch heute noch nutzen wir diesen Erklärungsansatz, um Strukturen und deren Abhängigkeiten untereinander darzustellen. Ein nachvollziehbares Beispiel für Interoperabilitäten findet sich in der aktuellen Diskussion der Informatik.
In der Informatik wird Interoperabilität genutzt als Kennzeichnung für zwei oder mehr Geräte, die zwar von unterschiedlichen Herstellern stammen, aber dennoch miteinander kommunizieren können, verstanden. Ziel ist es Informationen auszutauschen und die ausgetauschte Information für die korrekte Ausführung einer spezifizierten Funktion zu nutzen, ohne den Inhalt der Daten zu verändern.
Quelle: Kießling, A., 2021, https://energieorganismus.de/use-case-methodik/abgerufen am 22.08.2021
Dieser modellhafte Ansatz lässt sich auch auf Organisationsstrukturen übertragen. Die bezeichneten Abhängigkeiten zum Informationsaustausch, mit dem Ziel, durch eine ganzheitliche Denkweise komplexe Wirkmechanismen darzustellen und gemeinschaftlich so Lösungswege zu entwickeln, stellen somit ein Grundanliegen von Organisationen dar.
Institutionenökonomische Perspektive
In der Neuen Institutionenökonomik werden Austauschbeziehungen in Organisationen betrachtet. Die institutionenökonomische Perspektive geht davon aus, dass formale und informelle Regeln Einfluss auf das Verhalten von Menschen in Transaktionen haben. Ziel ist, eine Reduktion von Unsicherheiten zu erreichen und die Möglichkeit des Tausches zu befördern.
Betrachtet werden demnach soziale Beziehungen, also zweckbezogene Tauschhandlungen, zwischen einzelnen Akteuren, die über Tauschgegenstand und Tauschwert Einvernehmen erzielt haben.
Im Lehrbuch „Personalmanagement – Grundlagen, Handlungsfelder, Praxis“ von Bartscher/Nissen, 2017, 2022; verweisen wir auf die zentralen Prämissen der theoretischen Argumentation der Neuen Institutionenökonomik hinsichtlich der beteiligten Akteure.
Diese Prämissen stellen sich dar als:
- Opportunismus
- Unvollständige und asymmetrische Informationsverteilung
- Begrenzte Rationalität
- Spezifität
Unter der Prämisse des Opportunismus erfassen wir die Annahme, dass das Verhalten der Akteure durch Eigennutz geprägt ist. Die eigenen Interessen der einzelnen Akteure stehen für sie im Vordergrund und werden durchgesetzt, auch wenn vereinbarte Regeln diesem Vorgehen entgegenstehen. Notfalls werden die vereinbarten Regeln und Abmachungen gebrochen.
Eine unvollständige und asymmetrische Informationsverteilung wird von den jeweiligen Akteuren zum eigenen Vorteil genutzt. Mögliche Informationsvorsprünge werden auch zum Nachteil anderer genutzt, wenn sich daraus ein eigener Vorteil ergeben sollte. Auch werden Informationen zurückgehalten, wenn erkennbar ist, dass hieraus ein Nutzen entstehen kann. Je weniger Informationen vorliegen, desto größer ist die Unsicherheit.
Einzelne Personen oder Gruppen treffen ihre Entscheidungen immer aufgrund vorliegender Informationen. Hier spricht man von dem Umstand begrenzter Rationalität. Es kommt zu einem Abwägen der Akteure, ob durch einen vertretbaren Aufwand zusätzliche Informationen beschafft werden können, um eine optimale Entscheidung treffen zu können. Eine Entscheidung für oder auch gegen eine Tauschhandlung ist damit durch einen gewissen Grad an Unsicherheit gekennzeichnet.
Tauschhandlungen unterliegen zuweilen einem gewissen Grad an Spezifität. Dies bedeutet, dass Tauschobjekte nicht ohne Weiteres oder ohne Wertverlust auf andere Transaktionen übertragen werden können. Ein Beispiel hierfür wäre eine spezifische Sonderanfertigung an den Bedürfnissen eines einzelnen Kunden orientiert, die dieser dann doch letztlich nicht abnimmt. Eine Tauschaktion mit einem anderen Kunden führt dann ggf. zu finanziellen Abschlägen oder einer Modifikation an die Wünsche des neuen Tauschpartners.
Diese theoretischen Argumentationsansätze führen zu dem Bedürfnis, angestrebte Tauschhandlungen zu regulieren. Hierbei sollen wechselseitige Verhaltenserwartungen transparent formuliert werden, um einer asymmetrischen Informationsverteilung entgegenzuwirken.