China hat sich mit Beginn des 21. Jahrhunderts zu einem bedeutsamen Global Player entwickelt - teils aus eigener Kraft, teils durch Adaption westlichen Know-hows. Durch den chinesischen Aufstieg verändern sich nun Handelsbeziehungen und Machtverhältnisse im weltweiten Maßstab. China drängt als Exporteur in bestehende Märkte und steht hier als neuer, staatlich subventionierter Anbieter im Wettbewerb mit etablierten Produzenten. Gleichzeitig konkurriert China aber auch als Investor im weltweiten Maßstab mit anderen Industrienationen um Bodenschätze, Agrarressourcen und High-Tech-Unternehmen. Insgesamt verfolgt China eine langfristige, differenzierte Entwicklungsstrategie, die in Zeiträumen von Jahrzehnten und Generationen plant.
Es herrscht wohl weltweit Erstaunen über die erheblichen technologischen Erfolge Chinas - exemplarisch dafür stehen das ambitionierte chinesische Raumfahrtprogramm oder die gigantisch erscheinenden Infrastrukturprojekte, wie z.B. die neue, geplante Hauptstadt für 120 Millionen Menschen oder das inzwischen weltweit längste Streckennetz für Hochgeschwindigkeitszüge.
China löst aufgrund seiner wirtschaftlichen (und wohl auch militärischen) Ambitionen weltweit sowohl Aufmerksamkeit, als auch überregional Besorgnis und Bedrohungsängste aus. Die territorialen Konflikte mit benachbarten Nationen und den USA im südchinesischen Meer, bei denen China zur Durchsetzung ökonomischer Interessen auf einen zunehmend massiven Einsatz seines Militärs setzt, zeigen, dass sich die chinesische Nation auch über Schiedssprüche der UN zu Territorialfragen hinwegzusetzen bereit ist. Auch deshalb scheint sich die weltpolitische Balance der Kräfte gefährlich zu verschieben. Entsprechend gilt aus einer globalen Sicht das Südchinesische Meer inzwischen als eine Region mit besonders hohem Kriegsrisiko.
Für Studierende mit internationaler Orientierung ist es notwendig, über ein grundliegendes Verständnis zu Zielen, Prioritäten und Potentialen der Volksrepublik China und ihrer Strategien zu verfügen. Was ist von chinesischen Strategien zu lernen? Und was erscheint wichtig, kritisch zu hinterfragen oder nicht zu tolerieren? Worin unterscheiden sich offizielle chinesische Sichtweisen von europäischen Werten? Ist Chinas (wirtschafts-) politisches System tauglich, als Vorbild für eine neue ökonomische, technologische, gesellschaftliche und internationale Weltordnung zu dienen? Wo wären aus einer europäischen Sicht Grenzen oder andere Ziele zu setzen?